Wir haben den Denkmalpreis der Universitätsstadt Gießen 2018 gewonnen!

Wir wurden für unsere Stadtwohnhäuser in der Ludwigstraße 40 + 40A ausgezeichnet.

Erstmals Denkmalpreise verliehen

Im Rahmen der Stadtverordnetensitzung wurde am Donnerstag, 21.2.2019, zum ersten Mal der Denkmalpreis der Universitätsstadt Gießen durch den Magistrat verliehen. Mit diesem Preis werden ab jetzt jährlich private Denkmaleigentümer der Stadt Gießen ausgezeichnet, die in vorbildlicher Weise und mit großem ideellem und finanziellem Aufwand Kulturdenkmäler erhalten und pflegen. Das Recht zu Vorschlägen für den Preis steht der gesamten Öffentlichkeit zu, man kann sich auch selbst um den Preis bewerben.

Der jährlich am Tag des offenen Denkmals ausgelobte Denkmalpreis würdigt besonders hervorragende Sanierungsleistungen im Stadtgebiet. Damit soll auch der Öffentlichkeit das Anliegen und die kulturelle Notwendigkeit der Denkmalpflege nahegebracht werden, die Originalsubstanz unwiederbringlicher Denkmäler als Zeugnisse einer abgeschlossenen Kulturepoche so zu bewahren, dass sie in dem bestmöglichen Erhaltungszustand an die nächste Generation weitergegeben werden können. Der Preis soll darüber hinaus das Engagement weiterer Denkmaleigentümer befördern und somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt vieler wertvoller Kulturdenkmäler leisten.

Ausgezeichnet werden in diesem ersten Jahr drei Preisträger aus den Kategorien Hofreite, Stadtwohnhaus und Industriedenkmal. Alle Projekte vereint eines: Sie alle haben die historische Bausubstanz nach späteren, die Substanz nicht respektierenden Überbauungen und/oder Veränderungen wieder freigelegt bzw. ergänzt. Sie haben alle – in ihrem jeweiligen Bereich – damit Vorbildcharakter für andere Bauträger oder Eigentümer von historischen Gebäuden, wie die für den Denkmalschutz zuständige Dezernentin, Stadträtin Astrid Eibelshäuser, in ihrer Einführung explizit feststellte.

Quelle: www.giessen.de

Vorstellung der Umbaumaßnahme Stadthäuser Ludwigstraße 40/40A in Gießen

Quelle: Youtube

Unsere Laudatio von Frau Dagmar Klein

Sehr geehrter Herr Fuhrmann,

die Stadtwohnhäuser in der Ludwigstraße entstanden ab 1880, nachdem das Akademiegebäude der Universität fertiggestellt war. Hier haben Unternehmer, Handwerker und Händler, auch Architekten, repräsentative Wohnhäuser im Stil des Klassizismus errichten lassen. Es entstand ein gutbürgerliches Viertel, viele der Wohnungen wurden an Professoren vermietet. Viele Gebäude überstanden den Krieg mit leichten Schäden, einige wurden später baulich verändert. Typisch sind die Hinterhöfe mit Nutzgebäuden wie Werkstätten und Lager.

Das Wohnhaus Ludwigstraße 40 hat der fürstlich-solmsische Architekt Karl Schön 1889 im Auftrag der Fabrikantenwitwe Wiesel erbauen lassen. 1908 folgte das dreigeschossige Hinterhaus mit einer schlichteren Fassade. Im Vorderhaus wurde ein Ladengeschäft eingebaut, das mehrfache Umbauten erfuhr, bis die Fassade 2007 wieder geschlossen wurde. Beide Wohnhäuser sind weitgehend original erhalten und wurden 1991 aus künstlerischen und städtebaulichen Gründen unter Denkmalschutz gestellt.

Die heute mit dem Denkmalpreis 2018 ausgezeichnete Unternehmen Fuhrmann Planen & Bauen GmbH & Co. KG aus Winnenden (bei Stuttgart) ist erfahren im Restaurieren historischer Gebäude. Alle Aufgaben, von der Planung bis zum Bauen, auch Teile der Inneneinrichtung, übernimmt die Firma selbst und hat von 2016 bis 2018 das Gebäudeensemble Ludwigstraße 40 + 40A nach denkmalfachlichen Gesichtspunkten vorbildhaft saniert und Eigentumswohnungen eingerichtet.

Nun stelle ich ihnen einige der Maßnahmen im Sinne des Denkmalschutzes vor:
Alle denkmalrelevanten Teile wurden kartiert, restauratorische Gutachten zu den Putz- und Farbfassungen in Auftrag gegeben. So wurde an den Decken im Vorderhaus unter den Übermalungen Stuckdekor des Jugendstils entdeckt und in einem Wohnraum konnte noch Deckenmalerei aus der Bauzeit, also dem Historismus, freigelegt werden. Hiervon wurden nur die Untersuchungsflächen sichtbar belassen.

Die größtenteils vorhandenen bauzeitlichen Fenster mit originalen Beschlägen wurden erhalten und aus energetischen Gründen zu Kastenfenstern umgebaut oder nach historischem Vorbild erneuert. Die Straßenfassade im Bereich des ehemaligen Ladens wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert und die Farbe nach dem Befund gestaltet.

Dem denkmalfachlichen Anspruch auf größtmöglichen Erhalt von Originalsubstanz entsprach auch die Restaurierung von bauzeitlichen Türen und der Böden aus Terrazzo- und Holz. Einen Umweltaspekt möchte ich noch erwähnen: Beide Wohnhäuser sind mit einer Wandtemperierung ausgestattet, die Wohnungen werden ohne zusätzliche Heizkörper beheizt. Der Flachbau im Innenhof stammte aus jüngerer Zeit, er wurde abgerissen und die Freifläche als Aufenthaltsort für die Bewohner*innen umgestaltet. Ein weiterer Gewinn an Wohnqualität.

Fazit: Diese Sanierung stellt einen wichtigen Beitrag zum Erhalt bürgerlichen Bauens um die Jahrhundertwende 1900 dar. Die Firma Fuhrmann Planen & Bauen hat bewiesen, dass in einem historischen Wohnhaus, das denkmalgerecht saniert wird, zeitgemäßes Wohnen nicht nur möglich, sondern auch attraktiv ist. Die Ludwigstraße hat in diesem Abschnitt eine enorme Aufwertung erfahren. Auch hier gilt es, neben der Zuwendung zum Objekt selbst, die Vorbildwirkung für andere Bauherr*innen zu würdigen.

Nun bitte ich zur Preisverleihung den Geschäftsführer der Firma Fuhrman Planen und Bauen, Herrn Rolf Fuhrmann, nach vorne.

Quelle: Untere Denkmalschutzbehörde Gießen